Geschichte von Park und Schloss Görlsdorf

Das Gut Görlsdorf ist seit 1632 im Besitz der Fürstenfamilie von Redern. Im 19. Jahrhundert war Graf Friedrich Wilhelm von Redern eine zentrale Figur als Chef der königlichen Bühnen in Berlin und als Großgrundbesitzer in der preußischen Politik.
Für seinen Landsitz in Görlsdorf ließ er einen Landschaftspark durch den damaligen Star der Gartenarchitektur Peter Joseph Lenné anlegen. Für den Bau seines repräsentatives Schloss verpflichtete er den Berliner Architekten Eduard Knoblauch.
Seine Erben nutzten den Reichtum der Familie, um ein Gestüt für Rennpferde aufzubauen. Nach ihrer Flucht 1945 wurde das Schloss durch ein Feuer zerstört.

Inhaltsverzeichnis

Von der Eiszeit bis zur Ortsgründung im Mittelalter

Die hügelige Landschaft der Uckermark wurde durch die letzte Eiszeit geformt, die vor ca. 15.000 Jahren endete. Gigantische Eismassen schoben sich damals aus Skandinavien bis in die Gegend des heutigen Berlins. Als die Gletscher schmolzen, hinterließen sie im Gebiet der Uckermark die charakteristische hügelige Landschaft, durchzogen von Endmoränen. Das Schmelzwasser bildete zahlreiche Seen, Bäche, Flüsse und Moore. Im nördlichen Teil der Uckermark entstanden fruchtbare Ackerböden, während es weiter südlich in die sogenannte „märkische Streusandbüchse“ mit kargen Kiefernwäldern übergeht.

Grabstätte aus der Jungsteinzeit bei Melchow
Grabstätte aus der Jungsteinzeit bei Melchow, Foto: Parkverein

Die ersten Belege für menschliches Leben in der Region stammen aus der Mittelsteinzeit. Die Landschaft bewaldete sich nach der Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren wieder, so dass sich Lebensbedingungen für die menschliche Besiedlung boten. In der Jungsteinzeit vor ca. 5.000 Jahren begannen die Menschen hier mit Ackerbau und Viehzucht. Die Gegend der heutigen Uckermark mit ihren wildreichen Buchenwäldern und fruchtbaren Böden bot in dieser Zeit günstige Lebensbedingungen für die Menschen der Jungsteinzeit. Archäologen haben in Ausgrabungen zahlreiche Belege für die menschliche Besiedlung gefunden: Burgwälle, sog. Großstein- bzw. Hünengräber aus der Jungsteinzeit und Hügelgräber aus der darauf folgenden Bronzezeit. 

Im nahegelegenen Ort Mürow ist ein Großstein- bzw. Hünengrab zu sehen, das die lokale Ansiedlung von Menschen in der Jungsteinzeit belegt. Görlsdorf dürfte mit seiner günstigen Lage in einem Tal am Flüsschen Welse ab der Bronzezeit besiedelt worden sein, auch wenn Archäologen bisher zwar Steinwerkzeuge, aber keine Siedlungsspuren aus dieser Zeit gefunden haben.

In den folgenden Jahrhunderten besiedelten verschiedene Gruppen das Gebiet der Uckermark. Nach dem slawischen Stamm der Ukranen und der Bezeichnung „Terra Ukera” leitet sich später der Name Uckermark ab. Auf die slawischen Siedler deuten auch die vielen Ortsnamen mit -ow hin (wie Kerkow, Biesenbrow …). 

In der Gegend um Angermünde werden im 11. und 12. Jahrhundert slawische Siedlungen vermutet. Das heutige Görlsdorf wurde im 13. Jahrhundert als Siedlung „Jordanstorp“ erwähnt. So wurde in einer Urkunde von 1261 die Schenkung von zwei Mühlen durch die Greiffenberger Fürsten an das Kloster Mariensee (Chorin) erwähnt: die Mühlen Görlsdorf und Blumberg. Im Jahr 1325 wird Görlsdorf in einer Urkunde als “hus to Jordanstorp” erwähnt, es gehörte damals zur Herrschaft Greiffenberg. 

Görlsdorf als feudaler Gutsbesitz 

Im 15. Jahrhundert erwarb Time von Sparr den Ort Görlsdorf und errichtete ein erstes Gutshaus. Im 16. Jahrhundert wurde Görlsdorf zum Familiensitz der von Sparrs. 1607 verkaufte die Familie den Ort samt Gutshaus an Friedrich von Buch, der im nahegelegenen Wilmersdorf seinen Hauptsitz hatte. 

Mitten im Dreißigjährigen Krieg kaufte 1632 Oberstleutnant Adam Valentin von Redern den Ort als Rittergut. Er war damals Söldnerführer der brandenburgischen Kurfürsten. Im Dreißigjährigen Krieg war zwar die Stadt Angermünde verschont geblieben, das Gut Görlsdorf und das zugehörige Dorf waren aber wie weite Teile des Landes zerstört worden. Der Kaufpreis, den Adam Valentin von Redern für das Gut zahlte wird daher recht günstig gewesen sein. Er erweiterte den Besitz in den folgenden Jahren und legte damit den Grundstein für ein riesigen Grundbesitz, der im 19. Jahrhundert mit Friedrich Wilhelm von Redern seinen Höhepunkt erreichte.

Wegen Zahlungsschwierigkeiten musste von Redern das Gut allerdings im Jahr 1682 erstmal der Adelsfamilie von Hacke auf Zeit überlassen. Die Familie von Hacke ist heute noch bekannt durch Hans Christoph Friedrich Graf von Hacke (1699–1754). Nach diesem preußischen General und Berliner Stadtkommandanten wurde der Hackesche Markt in Berlin benannt.

Im Jahr 1720 erwarb Sigismund Friedrich von Redern das Gut von der Familie von Hacke zurück. Die Familie von Redern behielt daraufhin Görlsdorf und weite umliegende Besitzungen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. 

Görlsdorf und die Familie von Redern 

Wappen der Familie von Redern
Wappen der Familie von Redern an einem Gutsarbeiterhaus in Bruchhagen, Foto: Parkverein

Im 18. Jahrhundert etablierte sich die Familie von Redern in wichtigen Positionen am preußischen Königshof. Über drei Generationen dienten sie den preußischen Königen und später dem Kaiser in zentralen Funktionen. In dieser Zeit weiteten sie ihren Grundbesitz durch strategische Zukäufe immer weiter aus, bis die Familie Ende des 19. Jahrhunderts zu den größten Grundbesitzern Preußens zählte und entsprechend über politische Macht und Geldmittel verfügte. 

Im 18. Jahrhundert wurde Siegmund Ehrenreich Graf von Redern (1719-1789) Oberhofmarschall Friedrichs II, Oberhofmeister der Königinmutter. Für seine Dienste wurde er in den preußischen Grafenstand erhoben. Als Hofmarschall war er der oberste Verwaltungsbeamte am Königshof, hatte alle Wirtschaftseinrichtungen unter seiner Aufsicht und stand dem Hofmarschallamt vor. Außerdem betätigte er sich als Wissenschaftler im Bereich der Optik, war Mitglied und Kurator der Akademie der Wissenschaften und einigen Quellen zufolge auch Freimaurer.  

Siegmund Ehrenreich von Redern war verheiratet mit Jeanne d’Horguelin. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war ihre Familie wie viele Hugenotten aufgrund religiöser Verfolgung der Protestanten aus dem katholischen Frankreich ausgewandert. Im protestantischen Preußen waren die Hugenotten willkommen, denn die Zuwanderer brachten wichtige Impulse für Wirtschaft und Wissenschaft mit. Auch in der Uckermark wurden gezielt Hugenotten angesiedelt. Noch heute belegen in vielen Orten wie Groß-Ziethen französische Namen wie Touissant, Labeau, de la Barre oder Devantier den hugenottischen Einfluss.  

Siegmund Ehrenreich von Redern vererbte seinen Söhnen neben den uckermärkischen Besitzungen auch Güter in Sachsen, so erhielt der ältere Sohn Wilhelm Jacob das Rittergut Cosel. Er wurde Kammerherr und Hofmarschall beim Prinzen Heinrich von Preußen und preußischer Gesandter in Dänemark. Wilhelm Jacob von Redern war verheiratet mit Wilhelmine von Otterstedt. Die Familie  residierte in der Jägerstraße in Berlin-Mitte in der Nähe des Gendarmenmarkts, bis sie 1798 ein Palais in bester Lage am Pariser Platz in Berlin kaufte. An der repräsentativen Adresse Unter den Linden 1 an der südlichen Ecke des Pariser Platzes in Berlin steht heute das Hotel Adlon. Wilhelm Jakob von Redern vermietete einen Teil des Palais dem holländischen Gesandten am preußischen Hof, dem Grafen Perponcher, der dort bis in die 1820er Jahre residierte. 

Görlsdorf war damals eines von vielen Gütern im Besitz der von Rederns und zur Bewirtschaftung verpachtet. Es war zu weit entfernt von Berlin, um regelmäßig besucht zu, geschweige denn bewohnt zu werden. Als Landsitz diente Wilhelm Jacob von Redern damals vornehmlich das nahe Berlins gelegene Schloss Schwante.  

Friedrich Wilhelm von Redern

Friedrich Wilhelm von Redern, unbekannter Fotograf, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4b/Redern%2C_Friedrich_Wilhelm_von_%281802-1883%29.jpg
Friedrich Wilhelm von Redern, unbekannter Fotograf, Public domain, via Wikimedia Commons

Die nächste Generation der von Rederns wurde nun bedeutend für Görlsdorf. Sein Sohn Friedrich Wilhelm Graf von Redern bekleidete höchste Positionen unter drei preußischen Königen und wurde eine zentrale Figur im gesellschaftlichen und kulturellen Leben Berlins und in der politischen Landschaft Preußens. Als sein Vater Wilhelm Jakob Graf von Redern starb, war Friedrich Wilhelm 14 Jahre alt war. Bis zur Volljährigkeit war der berühmte General Schlieffen sein Vormund. Im Lauf seines Lebens baute Friedrich Wilhelm von Redern den ererbten Besitz zu einem der größten Grundbesitztümer im preußischen Königreich aus. 

Neben der wirtschaftlichen Leitung des zum größten Teil verpachteten Großgrundbesitzes übernahm er in der Tradition seines Vaters und Großvaters hohe Positionen am preußischen Hof. Der kunstsinnige und weltoffene Graf war einer der Schlüsselfiguren im kulturellen Leben Berlins der 1830er und 1840er Jahre und als Vertrauter dreier preußischer Monarchen über 50 Jahre lang eine einflussreiche Persönlichkeit am Hof.

Friedrich Wilhelm sprach fließend Französisch und Italienisch, spielte Klavier und komponierte. Seine Karriere begann für den künstlerisch begabten jungen Adligen in der Kultur Berlins. Ab 1828 wurde er Generalintendant der Königlichen Schauspiele und damit Nachfolger von Carl von Brühl (nach dessem berühmten Großvater die Brühlsche Terrasse in Dresden benannt wurde). In dieser Funktion war er bis 1842 zuständig für das Berliner Schauspielhaus am Gendarmenmarkt und die Oper Unter den Linden.

Palais Redern am Pariser Platz in Berlin, heute Adlon, Unbekannter Fotograf, Public domain, via Wikimedia Commons

Der Stellenwert der Bühnen und der Hofmusik war sehr hoch, da die preußischen Könige regelmäßig die Aufführungen besuchten und in ständigem Austausch mit dem Generalintendanten standen. In seiner Funktion als Chef der Berliner Bühnen war Graf Redern mit den Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy und Giacomo Meyerbeer befreundet und förderte ihre Karriere. Mit den Geistesgrößen der Zeit wie Goethe, Schlegel und den Brüdern Alexander und Wilhelm von Humboldt war er gut bekannt.  

Der junge Graf ließ das barocke Redernsche Palais (Architekt Grael) in den Jahren 1830 bis 1833 abreißen und vom preußischen Star-Architekten Karl Friedrich Schinkel durch einen seiner herausgehobenen öffentlichen Stellung entsprechenden deutlich repräsentativeren Bau neu errichten. Schinkel entwarf für ihn ein opulentes Stadtpalais, das in den folgenden Jahren zu den bedeutendsten Orten des gesellschaftlichen Lebens Berlins zählte. Friedrich Wilhelm, aber auch seine Mutter waren Gastgeber von Salons mit den damaligen Größen aus Kunst, Kultur und Wissenschaft. 

Entwurf Lenné-Park 1826-1829 

orträt Peter Joseph Lenné von Carl Joseph Begas,  ttps://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=874948
Porträt Peter Joseph Lenné von Carl Joseph Begas, Public domain, via Wikimedia Commons

Mit der Gestaltung des Gartens des Palais beauftragte er Peter Joseph Lenné (1789 – 1866), den General-Gartendirektor der königlich-preußischen Gärten von Sanssouci.

Friedrich Wilhelm von Redern gab bei ihm zur gleichen Zeit auch Entwürfe für die Umgestaltung der Parks seiner Güter Lanke und Görlsdorf in Auftrag. Nach einem ersten Besuch in Görlsdorf im Jahr 1826 erstellte Lenné 1829 einen Plan für einen Englischen Landschaftsgarten mit dem bestehenden Gutshaus im Zentrum. 

Die Umsetzung des Gestaltungskonzepts von Lenné übernahm sein Schüler Gerhard Körber. Die Planungen werden in den kommenden Jahrzehnten immer wieder verändert und es wurden gartengestalterisch neue Schwerpunkte gesetzt. 

Charakteristische Merkmale von Lennés Landschaftsgestaltungen waren vielfältige Sichtachsen, mit denen er wie in den Schlossgärten in Potsdam die einzelnen Parkanlagen optisch miteinander verband und wirkungsvoll in Szene setzte. Die Sichtschneisen nahm er als Ausgangspunkt für die Anlage verschlungener Wege und Gartenflächen, in denen er mit ausdrucksvollen Gehölzen Akzente setzte. 

Das damals neue Konzept des Englischen Gartens bestand darin, auf die im 18. Jahrhundert in der europäischen Gartenarchitektur vorherrschende mathematische Strenge und Symmetrie exakt angelegter Beete und beschnittener Hecken zu verzichten. Die Gartengestaltung sollte mit den Elementen arbeiten, die die natürliche Landschaft bereits zu bieten hat. 

In Görlsdorf waren die Grundbausteine der Gestaltung insbesondere das Flüsschen Welse, der bestehende Tierpark und die idyllische Hügellandschaft mit offenen Wiesen, Feldern und Wäldern. Als Zentrum des Parks bestimmte Lenné das Gutshaus, das in den Folgejahren zum Schloss ausgebaut wurde. 

Ausschnitt aus: “Situationsplan von dem gräflich von Rednerischen Dorfe Görlsdorf” Zeichnung von C Bischof, Garten eingezeichnet von PJ Lenné, 1826, Potsdam, SPSG Berlin-Brandenburg, Plankammer, Nr 3479

Der auf dieser Grundlage gestaltete Park sollte das Prinzip einer natürlichen Landschaft widerspiegeln, die dem Besucher unterschiedliche und abwechslungsreiche Eindrücke wie ein „begehbares Landschaftsgemäldes“ bereiten sollte. Trotz einer angestrebten „Natürlichkeit“ ist ein Englischer Garten ein menschengemachtes Kunstwerk, das sich an der Ästhetik eines Landschaftsgemäldes der idealen Landschaftsmalerei orientiert.

Für den Park Görlsdorf sah Lenné den direkt an das Gutshaus anschließenden Schlosspark mit aufgelockerten Strauch- und Baumbepflanzung und einen Waldbereich aufbauend auf dem bestehenden Tiergarten mit geschlossener Baumbepflanzung vor. Hinter dem Schloss, rund um das Flüsschen Welse legte er einen Schlossgarten mit einem kleinen See, vielen Wegen und Brücken an. Daran schloss sich nach Osten, Süden und Norden der weitere Landschaftspark an, der durch Sichtachsen in die Gartengestaltung einbezogen wurde. Nach Westen grenzte der Park mit einem gebotenen Abstand an das Dorf Görldsorf, in dem die Arbeiter und Schlossangestellten lebten; die Schlosskirche markierte den Übergang.

Das Anlegen eines Parks ist eine langfristiges Projekt. Bis neu gepflanzte Bäume ein ansehnliche Größe erreichen, vergeht viel Zeit. Zum Glück konnte Lenné in Görlsdorf auf einen umfangreichen Bestand von alten Bäumen zurückgreifen. Dennoch wurden viele neue Bäume wie die Platanen in direkter Nachbarschaft des Gutshauses gepflanzt. Um schneller ein vorzeigbares Ergebnis zu erhalten, wurden dabei bis zu drei junge Bäume zusammengepflanzt und “gebändert”, so dass sie gemeinsam als ein Baum wuchsen und schneller einen dicken Stamm und eine größere Krone ausbildeten. Im Lenné-Park Görlsdorf zeugen heute noch große majestätische Bäume von dieser Technik. 

Große Wiese vor Schloss Görlsdorf im Lenné-Park im Winter, Foto: Parkverein

Friedrich Wilhelm heiratete im Jahr 1834 Dorothea Sophia Bertha Jenisch (1811–1875), Tochter eines wohlhabenden Hamburger Kaufmanns und Senators. Die gemeinsame Tochter Wilhelmine Adelaide Marie Luise (1846) starb in jungen Jahren und wurde in der Gruft der Gutskirche in Görlsdorf begraben. 

Seinem in Geldnöten steckenden Onkel Sigismund kaufte Friedrich Wilhelm dessen bedeutende Gemäldesammlung ab und stattete das Palais Redern damit aus. Dieser Onkel war eine schillernde Figur. 1788 und 1789 war er als sächsischer Gesandter in Spanien, danach im preußischen Staatsdienst ab 1790 Botschafter in Großbritannien. In London blieb er zwei Jahre, um dann mit dem Erlös aus dem Verkauf der 1790 ererbten Ländereien seines Vaters ein Leben als Privatmann zu führen. Nach einigen Jahren in Florenz lebte er ab 1806 auf einem Schloss in der französischen Normandie. In Frankreich besaß er weite Ländereien aus dem Erbe seiner Mutter. Er betätigte sich als Geschäftsmann in teilweise hochspekulativen Geschäften, im Eisenhandel und experimentierte mit fortschrittlichen Methoden der Landwirtschaft auf seinem Gut. Letztendlich stellte sich der wirtschaftliche Erfolg bei seinen Geschäften nicht ein und Sigismund von Redern kehrte 1815 Deutschland zurück. Seine französischen Ländereien verkaufte er. Verheiratet war er mit der Schriftstellerin Henriette de Trémolet de Montpezat (1739–1827) und in zweiter Ehe mit Alexandra Pauline Emilie Freiin von der Pahlen (1794–1846). 

Friedrich Wilhelm von Redern diente nach dem Tod von König Wilhelm III im Jahr 1840 auch unter seinem Nachfolger Wilhelm IV. 1842 wurde er Generaldirektor der königlichen Hofmusik und Wirklicher Geheimer Rat, damit also in den direkten und engsten Kreis um den preußischen König ernannt. Mit dem Einstieg in die Generalverwaltung der königlichen Domänen und Forsten unter Minister von Ladenburg bereitete er seinen Wechsel aus der Kultur in die königliche Verwaltung vor. 

Schloss Görlsdorf 1843

Vom zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestehenden Gutshaus ist nur eine Skizze eines zweiflügeligen Herrenhauses im Entwurf von Lenné für den Park erhalten.

1843-1845 ließ Friedrich Wilhelm von Redern anstelle des Gutshauses durch den Architekten Eduard Knoblauch ein repräsentatives Schloss erbauen. Das Schloss wurde als klassizistischer Repräsentationsbau auf den Grundmauern des bestehenden Guts errichtet. Die vom selben Architekten erbaute russische Botschaft Unter den Linden in Berlin soll in der Außengestaltung große Ähnlichkeiten zeigen. Das berühmteste Bauwerk Eduard Knoblauchs ist die Neue Synagoge in Berlin-Mitte.

Lithographie aus: Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser u. Residenzen der Ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie, Band 1, Berlin, Alexander Duncker 1857

Schloss Görlsdorf wurde nun zum Familiensitz der Familie von Redern auf dem Land. Man verbrachte dort die Ferienzeit der Sommermonate, während das Berliner Palais in der restlichen Zeit als Wohnsitz diente. Die Verwaltung der Redernschen Güter erfolgte von der nahegelegenen Gutsverwaltung in Greiffenberg aus. Das Schloss Görlsdorf war ab dieser Zeit der repräsentative Familiensitz, an dem Gäste empfangen wurden. 

Möglich wurde die Nutzung des ca. 100 km von Berlin entfernten Guts durch die enormen technischen Fortschritte im 19. Jahrhundert, in diesem Fall durch die Revolution im Verkehrswesen, durch die Eisenbahn. Berlin wurde 1843 durch eine privat finanzierte Eisenbahnlinie mit Stettin / Szeczin verbunden. Die Stadt war als von Berlin aus nächstgelegener Hafen an der Ostsee für den Handel von großer Bedeutung. 

Seitdem 1843 die Bahnstrecke Berlin – Stettin fertiggestellt war, konnte die Fürstenfamilie von Redern ihr brandenburgisches Gut bequem in 2,5 Stunden von ihrem Stadtpalais am Pariser Platz erreichen. Erst 1894 wurde in Berlin das erste Automobil zugelassen und es dauerte noch Jahrzehnte, bis die Region über Straßen erschlossen wurde. Man reiste also mit der Bahn und entlang der Bahnstrecken wurde das Umland für den Ausflugstourismus der Berliner erschlossen. Auf diesen hatte man es in Görlsdorf natürlich nicht abgesehen, denn der Landsitz Friedrich Wilhelm von Rederns sollte der standesgemäßen Repräsentanz des Grafen dienen.

In den folgenden Jahren empfing Graf Friedrich Wilhelm von Redern auf Schloss Görlsdorf das preußische Königshaus mit großem Aufwand, wie im 1857 herausgegebenen Buch von Alexander Duncker über die Güter der preußischen Adligen zu lesen ist: 

„Görlsdorf ist, ausser von Sr. Majestät, dem jetzigen regierenden Könige, von sämmtlichen Königlichen Prinzen und Prinzessinnen mehrere Male mit Besucht beehrt worden, namentlich in den Jahren 1846, 1847 und 1851. Neben den musikalischen Aufführungen, welche bei diesen Gelegenheiten im Schlosse stattfanden, und wovon besonders die Mitwirkung der damals lebenden hochgefeierten Sängerin, Gräfin Rossi, und des Königlichen Domchors zu nennen sind, haben bei diesen Allerhöchsten und Höchsten Besuchen die Excursionen in die grossen und mit romantischen Punkten versehenen Waldungen der Herrschaft zur Unterhaltung viel beigetragen.“ 

aus: Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser u. Residenzen der Ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie, Band 1, Berlin, Alexander Duncker 1857

Unter dem kunstsinnigen König Friedrich Wilhelm IV., der ihn im Jahr 1847 in die Herrenkurie des Brandenburgischen Provinziallandtages berief, vermehrte Friedrich Wilhelm von Redern weiter seinen politischen Einfluss und wechselte nach seiner Intendantenzeit in den abgeschlossenen Kreis der Hofgesellschaft. 

Im Zuge der Revolution von 1848 positionierte er sich als treibende Kraft der Konterrevolution, verfasste entsprechende politische Denkschriften und unterstützte General Wrangel. Sicherlich auch aus diesem Grund erhielt er von Wilhelm IV 1853 einen erblichen Sitz im Preußischen Herrenhaus für sein Gut Greiffenberg. 1855 wurde er Obertruchseß des Königs und war unter anderem in der Gesandtschaft zur Krönung des russischen Zaren. 

Im Jahr 1854 ließ er die Gutskirche um einen großen Turmbau mit Glocke erweitern, außerdem wurde eine Orgel eingebaut, die noch heute zu sehen ist. Der klassizistische Bau der Kirche wurde 1995 – 2003 saniert. 

Gutskirche Görlsdorf, Foto Parkverein 2020

Nach dem Tod seiner Tochter Luise 1856 widmet sich Friedrich Wilhelm von Redern eigenen Kompositionen. Er schrieb in den Folgejahren sogar eine eigene Oper, die jedoch bei der Aufführung in Berlin kein Erfolg wurde. 

1858 übernahm Wilhelm I die Königskrone von seinem schwer erkrankten Bruder. Friedrich Wilhelm von Redern diente nun unter dem dritten preußischen Monarchen, der 1871 deutscher Kaiser wurde. Unter Wilhelm I wurde er zum Oberstkämmerer und erhielt damit eine der höchsten Hofwürden. Außerdem erhielt er 1856 den schwarzen Adlerorden, das preußische Pendant zum englischen Hosenbandorden. Mit der Gründung des Kaiserreichs verloren die preußischen Fürsten schrittweise ihre politische Macht in dem nun viel größer gewordenen Staat.

Im 1875 starb seine Frau Bertha. Friedrich Wilhelm selbst starb 1883 mit 81 Jahren kinderlos in Berlin. Beide wurden wie ihre Tochter Luise in der Gutskirche Görlsdorf beigesetzt. 

An seinem Lebensende war Friedrich Wilhelm von Redern einer der reichsten Großgrundbesitzer Preußens. Es gelang ihm, sein großes Erbe gezielt durch Investitionen in Landbesitz zu vergrößern. Bei seinem Tod verfügte er über mehr als 100.000 Morgen Land, was ca. 2.500 Quadratkilometern entspricht. Zum Vergleich: das heutige Land Berlin hat eine Fläche von ca. 900, das Bundesland Brandenburg von ca. 30.000 Quadratkilometern. Der Gutsbesitzer der von Rederns erstreckte sich also über die zweieinhalbfache Fläche des heutigen Berlins. Die teilweise verpachteten und teilweise selbst bewirtschafteten Güter auf diesem Landbesitz erwirtschafteten mithilfe der Arbeitskraft vieler Bauern ein ständig wachsendes Vermögen. 

Die Erben  

Friedrich Wilhelms jüngerer Bruder Heinrich von Redern (1804 – 1888) war Diplomat. Als preußischer Gesandter war er in Darmstadt, Turin, Dresden und St. Petersburg. 1883 erbte er von seinem kinderlosen verstorbenen älteren Bruder den ausgedehnten Grundbesitz der Familie, darunter das Palais Redern gegenüber vom Brandenburger Tor, in dem er fortan residierte. Ab 1885 nahm er den erblichen Sitz im Preußischen Herrenhaus ein. Heinrich von Redern war verheiratet mit der italienischen Adligen Victoria Prinzessin Odescalchi (1811–1889) und hatte drei Söhne. 

Heinrich von Redern überlebte seinen älteren Bruder nur um fünf Jahre und vererbte den Redernschen Besitz an seinen ältesten Sohn Wilhelm Heinrich Sigismund Joachim Viktor Innozenz von Redern (1842 – 1909). Wilhelm von Redern war wie sein Vater im diplomatischen Dienst für das preußische Königshaus und als Gesandter in Madrid, London und St. Petersburg gewesen. Wie sein Großonkel Sigismund von Redern war Wilhelm eine schillernde Figur. Er hatte einen Ruf als Spieler und soll der Legende nach in seiner Zeit in London bei einer Wette mit dem britischen Kronprinzen und späteren englischen König Edward VII die unfassbare Summe von einer Million Mark verloren haben. Man kann annehmen, dass das große Erbe gut zu seinen Vorstellungen von einem standesgemäßen Leben passte. 

In den folgenden Jahren wurde in Görlsdorf erheblich investiert. 1884 wurde ein großer Umbau des Görlsdorfer Schlosses durch den Architekten Ferdinand Schorrbach, einem Schüler von Edwin Oppler aus Niedersachsen beaufragt.

Schloss Görlsdorf Ansicht Gartenseite um 1920
Schloss Görlsdorf Ansicht Gartenseite um 1920, Fotograf unbekannt, Stadtmuseum Angermünde

Auf das bis dahin mit einem modernen Flachdach versehene Gebäude wurde eine weitere Etage aufgesetzt. Die Fassade wurde prunkvoll neu gestaltet im historistischen Stil des “Renaissancismus”. Ein Wintergarten wurde auf der Gartenseite angefügt und es erfolgte eine luxuriöse Erneuerung der Inneneinrichtung im Geschmack der Gründerzeit. So wurden Salons in einem für das herrschaftliche Wohnen in der Gründerzeit typisch Stil-Mix eingerichtet, zum Beispiel ein Rokoko-Raum, ein orientalischer Salon (den der Bauherr mit Ausstellungsstücken aus seiner Zeit als Diplomat in Madrid mit Anleihen an die spanische Alhambra ausstattete), ein Billard- und Rauchzimmer im Stil Louis XVI, alles mit aufwändigen Holzvertäfelungen ausgestattet. Fotoaufnahmen des Hoffotografen Herrmann Rückwardt aus dem Jahr 1899 vermitteln einen Eindruck vom Prunk im Inneren des Schlosses. 

Ebenfalls 1883 gründete Wilhelm von Redern ein Gestüt für die Zucht von Englischen Vollblutrennpferden. Verwaltungsgebäude und Stallungen wurden im Englischen Stil als Backsteinbauten errichtet und sind bis heute erhalten. Das Gestüt wurde in der DDR als Volkseigener Betrieb weitergeführt und nach der Wende privatisiert. Das Gestüt Görlsdorf ist auch heute noch international renommiert für die Pferdezucht und hat einige große Derby-Sieger hervorgebracht. 

Für die großen Investitionen in Görlsdorf, vielleicht auch für die Begleichung von Wettschulden und einen aufwändigen Lebensstil musste nach und nach Besitz aus dem Erbe Friedrich Wilhelms von Redern verkauft werden. So wurde zum Beispiel 1888 der frühere Familienlandsitz Schloss Schwante verkauft, 1905 das Palais am Pariser Platz in Berlin und 1914 Gut und Schloss Lanke. Das bereits unter Denkmalschutz stehende Redernsche Palais wurde 1906 nach dem Verkauf unter öffentlichem Protest abgerissen, um Platz zu machen für den Bau des Hotel Adlon. 

Mit dem Verkauf des Redernschen Palais am Pariser Platz in Berlin legte sich die Familie auf Görlsdorf als Hauptwohnsitz fest. Damit endete der regelmäßige Wechsel zwischen Berlin und dem Landsitz. Seit dem Tod Friedrich Wilhelm von Rederns war man nicht mehr in preußischen Staatsdiensten und musste nicht mehr regelmäßig in Berlin sein. Die Familie konzentrierte sich auf die Verwaltung der Güter und des Gestüts. 

Im Jahr 1911 erfolgte ein weiterer Umbau des Schlosses Görlsdorf durch einen unbekannten Architekten. Dabei wurde ein weiteres halbes Geschoss aufgesetzt und die Fassade im historistizistischen Barock-Stil gestaltet. 

Schloss Görlsdorf Ansicht Gartenseite auf einer Postkarte um 1930
Schloss Görlsdorf Ansicht Gartenseite auf einer Postkarte um 1930, Fotograf unbekannt, Stadtmuseum Angermünde

Wilhelm von Redern war verheiratet mit Marie Caroline v Lichnowsky (1861 – 1953) aus einer ursprünglich oberschlesischen Adelsfamilie mit Sitz in Wien. Der einzige Sohn Wilhelm starb 1914 gleich zu Beginn des 1. Weltkriegs. Damit gab es nach dem Tod Wilhelm von Rederns 1909 keinen männlichen Erbfolge mehr für den Redernschen Besitz. Erbin wurde daher seine ältestes Tochter Viktoria Maria Gräfin von Redern (1889 – 1981). Eine Klausel im Erbvertrag (Fideicomiß) erlaubte einmalig diese Erbfolge in der weiblichen Linie. 

Wappen von Lynar-Redern
Wappen der Familie von Lynar-Redern (Kombination der beiden Familien-Wappen), Foto Parkverein

Viktoria von Redern heiratete 1917 den Fürsten Ernst zu Lynar (1875 – 1934). Durch eine kaiserliche Sondererlaubnis durfte sie den Name “von Redern” ausnahmsweise weiterhin tragen, um das Fortbestehen der Redernschen Familie auch ohne die männliche Erbliniezu sichern. Sie trug daher den Namen Viktoria Fürstin zu Lynar, Gräfin von Redern.

Die Familie Lynar-Redern lebte in den folgenden Jahren abwechselnd ein Jahr auf dem Gut Lindenau der von Lynars im heutigen Polen und ein Jahr in Görlsdorf. 

Mit dem Ende des 1. Weltkriegs verloren die Adligen ihre politische Macht praktisch und symbolisch mit der Auflösung des preußischen Herrenhauses (heute Sitz des Bundesrats). Der Grundbesitz und damit viel wirtschaftlicher Einfluss blieb ihnen jedoch erhalten, wenn auch auf diesem Gebiet seit der Gründerzeit immer stärker die neuen Industriellen den alten Grundbesitzerfamilien den Rang streitig machten. Der Familie von Redern blieb die Konzentration auf die Verwaltung ihrer Güter. Den Erinnerungen seines Urenkels Alexander Graf zu Lynar-Redern zufolge haderte Fürst Lynar von Redern sehr mit dem politischen Bedeutungsverlust und sympathisierte mit politisch rechten Bewegungen.

Nachdem Fürst Lynar 1934 starb, führte Viktoria von Lynar-Redern die Geschäfte alleine weiter. Nach den Jahren großen Ausgaben unter Heinrich und Wilhelm von Redern war damit wieder eine wie Friedrich Wilhelm von Redern wirtschaftende Gräfin verantwortlich für die Gutsverwaltung. Sie bewies sich als umsichtige Geschäftsfrau, die den Großgrundbesitz nach dem Tod ihres Mannes als Alleinerziehende von sechs Kindern mit straffer Hand führte. In den zeitgenössischen Schilderungen wird beschrieben, wie Viktoria von Lynar-Redern alleine mit dem Einspänner vom Schloss durch den Park, vorbei am Torwächterhaus über die heutige B 198 zur Arbeit in die Gutsverwaltung nach Greiffenberg fuhr. 4 von 16 Gütern verwaltete sie mit ihren Gutsangestellten selbst, der Rest war verpachtet. 

Einen interessanten Einblick in das Leben in Görlsdorf in der Zeit von Viktoria von Lynar-Redern gibt eine Liste der Angestellten:

1 Kammerdiener, Chef von 2-3 Dienern
1 Küchenchef mit 3-4 Küchengehilfen
1 Beschließerin, Chefin der Hausmädchen
1 Obergärtner mit 4-5 Angestellten
1 Stallmeister, Gehilfen und Kutscher
Gouvernanten für die sechs Kinder (abwechselnd Englisch und Französisch)
1 Hauslehrerin
1 Forstmeister mit 6 Revierförstern (in der heutigen „Pension Forsthaus“) 

Eine gute Vorstellung vom Leben in einem adligen Schloss-Haushalt vermittelt die Serie „Downton Abbey“. Auch wenn die Handlung in Großbritannien spielt, dürfte die Größe des Haushalts, das Personal etc ähnlich gewesen sein. Die alten Vorstellungen von Stand und Adel wurden hochgehalten. So hatte die Gräfin lange Zeit einen britischen Butler und ließ ihre Kinder mehrsprachig von Hauslehrern erziehen.

Viktoria von Lynar-Redern agierte mit der Einführung einer Pensionskasse und dem Bau von Wohnhäusern für Arbeiter und Angestellte als sozial engagierte Unternehmerin im Stil des sog. Paternalismus mancher Industrieller der Zeit. Der bereits früher erfolgte Bau von Häusern für die Angestellten und Arbeiter in Görlsdorf (s. „Weißes Haus“) wurde durch die Gutsherrschaft fortgeführt, es entstanden Wohnhäuser für die Arbeiter in einem historischen Fachwerkstil. Ein typisches Beispiel ist am Ortseingang von Görlsdorf zu sehen.  

Dienstbotengebäude Weisses Haus, Marstall und Wäscherei vom Schloss aus gesehen, ca. 1930er Jahre, Fotoalbum Familie Korbrie

In Görlsdorf wird heute noch erzählt, wie beliebt die Fürstin von Lynar-Redern im Dorf war. Die Fürstenfamilie und der Ort waren über die lange Zeit untrennbar miteinander verbunden.

Zerstörung des Schlosses

Am Ende des 2. Weltkriegs wurden im Schloss erst eine Dienststelle des Auswärtigen Amts und dann eine Kommandostelle der Wehrmacht einquartiert. Die Familie Lynar-Redern floh 1945 vor der näherrückenden sowjetischen Armee nach Westen und sah Görlsdorf erst nach der Wende wieder. Das Schloss wurde im April 1945 in Brand gesteckt. Bis heute ist unklar, ob die abrückende Wehrmacht, die einrückende sowjetische Armee oder Plünderer die Brandstifter waren. 

Der Sohn Alexander Graf zu Lynar-Redern, vergrub damals in einer Nacht- und Nebel-Aktion das Familiensilber und Meissner Porzellan im Wald. In seiner Biografie „Vergraben im märkischen Sand“ beschreibt er, wie er nach der Wende diesen Familienschatz wieder heben konnte. Die wenigen Mitwisser unter den Angestellten der Familie hatten das geheime Versteck im Wald über all die Jahre niemandem verraten. 

Ruine von Schloss Görlsdorf
Ruine von Schloss Redern im Lenné-Park Görlsdorf, Foto: Parkverein

Die Besitztümer der Familie auf dem Gebiet der späteren DDR wurden bereits 1947 enteignet. Da die Enteignung damit schon vor der Bodenreform („Junkerland in Bauernhand”) erfolgte, gab es keine Handhabe für eine Entschädigung der Familie nach der Wende.

Das ausgebrannte Ruine des Schlosses wurde 1947 gesprengt. Aus den Backsteinen des Schlosses bauten die sog. Neubauern ihre Häuser in der Birnenallee. In der DDR geriet der Lenné-Park in Vergessenheit und verwilderte. In der Übergangszeit der Wende wurde der Park Teil des neu geschaffenen Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin. 

Nach der Wende: Der Parkverein

Der Verein der Freunde des Lenné-Parks Görlsdorf arbeitet seit Jahren mit großem freiwilligen Engagement  daran, den Park zu erhalten und weitere Besonderheiten behutsam im Sinne Lennés und im Einklang mit dem besonderen Status als Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin wiederherzustellen.

Der Parkverein organisiert auf Anfrage für größere Gruppen auch Führungen durch den Park. Sie können den Parkverein mit einer Spende oder einer Fördermitgliedschaft unterstützen oder Sie können Baumpate werden und einen Baum für den Lenné-Park spenden – kontaktieren Sie uns einfach.