Rundweg durch den Lenné-Park

Der Rundweg durch den Görlsdorfer Lenné-Park folgt den Spuren der Fürstenfamilie von Redern, in deren Besitz die umliegenden Ländereien seit 1623 waren. Lassen Sie sich als Gäste der Familie 200 Jahre in der Zeit zurückversetzen und entdecken Sie den Lenné-Park. 

  • Dauer: ca. 45 – 60 Minuten
  • Startpunkt: Osteingang des Parks am Torwächterhaus, an der B198 zwischen Kerkow und Greiffenberg, s. Anfahrtsplan, Parkplatz: Google Maps Link
  • Was gibt es zu sehen: Sie entdecken einen Englischen Landschaftspark, angelegt vom königlich-preußischen Gartenarchitekten Peter-Joseph Lenné im Jahr 1843. Ein Gesamtkunstwerk mit majestätischen Bäumen, Wiesenflächen, gewundenen Wegen entlang dem Flüsschen Welse und mit der Ruine des Schlosses der Familie von Redern.
  • Bitte beachten: Der Lenné-Park liegt im geschützten Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, seltene Tiere wie Biber und Eisvogel leben hier. Bitte hinterlassen Sie keinen Müll im Park und nehmen Sie Ihren Hund beim Spaziergang an die Leine.

Zur 200-jährigen Geschichte des Parks

historische Aufnahme des Palais Redern, Unter den Linden 1, Sicht vom Pariser Platz, Public Domain via Wikimedia Commons
Palais Redern am Pariser Platz in Berlin, Unbekannter Autor, Public domain, via Wikimedia Commons

In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts begann Graf Friedrich Wilhelm von Redern, das seit 1632 im Besitz der Familie befindliche Gut Görlsdorf zum Familiensitz auszubauen. Dabei ließ er von dem berühmten Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné einen Landschaftspark nach Englischem Vorbild anlegen. Als einer der reichsten preußischen Großgrundbesitzer seiner Zeit verfügte er über die notwendigen Mittel, um solche kostspieligen Investitionen zu tätigen. Mehr zur Geschichte des Parks finden Sie hier auf unserer Website.

Seitdem 1843 die Bahnstrecke Berlin – Stettin fertiggestellt worden war, konnte die Fürstenfamilie von Redern ihr brandenburgisches Gut bequem von ihrem Stadtpalais am Pariser Platz erreichen, an dessen Stelle heute das Hotel Adlon steht. Nach zweieinhalbstündiger Bahnfahrt erreichte man den Bahnhof Welsow-Bruchhagen, wo bereits eine vom Schloss gesandte Kutsche bereitstand. Nach einer kurzen Fahrt durch den Wald erreichten die Gäste den Haupteingang des Parks mit seinem Torwächterhaus – und hier beginnt unser Rundweg durch den Lenné-Park.

Rundweg durch den Park auf den Spuren der Familie von Redern

Am östlichen Torwächterhaus befindet sich heute an der B 198 zwischen Kerkow und Greiffenberg ein Parkplatz für Besucher des Parks und hier beginnt unser Rundweg. 

Wegeplan Rundweg durch den Lenné-Park Görlsdorf
Rundweg durch den Lenné-Park Görlsdorf, Grafik: Parkverein

Im 19. Jahrhundert nutzte die Familie von Graf Wilhelm Friedrich von Redern ihr Görlsdorfer Schloss in den Sommermonaten. Man empfing dort die höfische Berliner Gesellschaft und ging auf die Jagd. Als Leiter der Berliner Opern und Bühnen bot der kunstsinnige Graf seinen Gästen gerne auch musikalische Events.

Im vom Berliner Verleger Alexander Duncker im Jahr 1857 herausgegebenen Buch über die preußischen Schlösser und Herrschaftssitze wird der Besuch von König Friedrich Wilhelm IV auf Schloss Görlsdorf beschrieben:

„Görlsdorf ist, ausser von Sr. Majestät, dem jetzigen regierenden Könige, von sämmtlichen Königlichen Prinzen und Prinzessinnen mehrere Male mit Besuch beehrt worden, namentlich in den Jahren 1846, 1847 und 1851. Neben den musikalischen Aufführungen, welche bei diesen Gelegenheiten im Schlosse stattfanden, und wovon besonders die Mitwirkung der damals lebenden hochgefeierten Sängerin, Gräfin Rossi, und des Königlichen Domchors zu nennen sind, haben bei diesen Allerhöchsten und Höchsten Besuchen die Excursionen in die grossen und mit romantischen Punkten versehenen Waldungen der Herrschaft zur Unterhaltung viel beigetragen.“

aus: Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser u. Residenzen der Ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie, Band 1, Berlin, Alexander Duncker 1857

Unser Rundweg auf den Spuren dieser Zeit beginnt am repräsentativen Eingang des Parks. Wir durchqueren auf dem Weg zur Ruine des Schlosses eine idyllische und vielfältige Landschaft, mit Brücken,  imposanten Baumgruppen und Wiesenflächen. Der Blick wandert dabei auf sorgsam geplanten Sichtachsen durch den Park und in die umgebende Landschaft der Uckermark.

1. Torwächterhaus, Hirschportal

Torwächterhaus am Haupteingang zum Lenné-Park um 1920 mit den Hirschskulpturen von Christian Daniel Rauch
Torwächterhaus am Haupteingang zum Lenné-Park in den 1920er Jahren mit Hirschskulpturen des Bildhauers Christian Daniel Rauch, Foto: Stadtmuseum Angermünde

Am Eingang des Parks befand sich  ein schmiedeeisernes Tor. Auf den Sockeln rechts und links des Wegs begrüßten seit 1850 zwei bronzene Hirschskulpturen die Gäste. Dabei handelte es sich um einen Abguss der vom Bildhauer Christian Daniel Rauch für den Tierpark Neustrelitz geschaffenen Skulpturen. In den 1980er Jahren zerstörten leider Altmetalldiebe diese Kunstwerke, auch wenn sie statt der erhofften Bronze nur verkupfertes Gusseisen erbeuteten. 

Torwächterhaus am Haupteingang zum Lenné-Park im Winter
Torwächterhaus am Haupteingang zum Lenné-Park im Winter, Foto: Parkverein

Bis 1893 musste der Kutscher oder ein Diener das Tor für die einfahrende Kutsche öffnen. Danach übernahm diese Aufgabe der Torwächter Herr Müller, ein pensionierter Förster, der das rechts vom Tor errichtete sogenannte Torwächterhaus mit seiner Familie bewohnte. Als „Türsteher“ sorgte er dafür, dass nur geladene Gäste den Park besuchen konnten.

Heute steht der Park natürlich allen offen. Das prächtige schmiedeeiserne Torgitter wurde übrigens für Honeckers Jagdschloss Hubertusstock am nicht weit entfernten Werbellinsee verwendet und findet sich noch heute dort. 

2. Lindenallee und ehem. Tierpark

Foto der Lindenallee im Lenné-Park Görlsdorf
Lindenallee am Osteingang des Lenné-Parks, Foto Parkverein

Die Kutsche der von Rederns fuhr nun durch den grünen Tunnel der noch heute bestehenden Lindenallee. Links des Wegs befand sich der bewaldete Tierpark mit einem großen Bestand an Rot- und Damwild. Dieser schnurgerade Weg führte die Gäste in den Lennéschen Landschaftspark, in dem sie gleich eine natürlich gestaltet Landschaft mit gewundenen Wegen entdecken werden.

3. Teepavillon und 4. Große Wiese

Teepavillon, ca. 1920; historische Ansichtskarte, Fotograf unbekannt, Archiv Parkverein

Am Ende der Linden-Allee bog die Kutsche nach rechts ab und wir nähern uns nun dem kleinen Fluss Welse, an dessen Ufer etwas erhöht ein Teepavillon mit asiatisch anmutender Architektur stand.

Neuer Tee-Pavillon im Lenné-Park, Foto: Parkverein
Neuer Tee-Pavillon im Lenné-Park, Foto: Parkverein

Hier am Teepavillon kann man sich gut vorstellen, wie sich die Gäste der Fürstenfamilie vor 200 Jahren zum Picknick, zur Teatime oder nach der Jagd  an gedeckten Tafeln zusammenfanden. Lenné hatte damals eine Sichtachse vom Teepavillon über die Welse hinweg anlegen lassen, die sich über Wiesen und Felder  bis zu einem Hügelzug jenseits der Birnenallee zog. Diese für Lennés Gartengestaltung typische Sichtachse ist in den letzten 200 Jahren zugewachsen. Auf den Grundmauern des historischen Teepavillons steht heute ein Nachbau des Gebäudes und lädt zur Rast ein.

Auf der linken Seite des Wegs findet sich eine große Wiese, eingefasst von Buschwerk und Baumgruppen.

Foto der großen Wiese im Lenné-Park
Große Wiese am Teepavillon im Lenné-Park

5. Erlbruch

Erlbruch im Lenné-Park Görlsdorf, Foto: Parkverein
Erlbruch im Lenné-Park Görlsdorf, Foto: Parkverein

Rechts vom Weg folgt nun ein Erlbruch, der bei hohem Wasserstand von der Welse überflutet wird. Wenn man genau hinschaut, kann man an den Bäumen Fraßspuren von Bibern sehen.

Ein Stück weiter auf dem Weg in Richtung Schloss ist in der Welse ein Biberdamm zu sehen, der im 19. Jahrhundert sicherlich hier nicht zu finden gewesen wäre. Damals wurden die Biber wegen ihres schönen Fells gejagt und waren nahezu ausgerottet.

Inzwischen erobert sich die Natur hier im Biosphärenreservat ihr Recht zurück und im Park gibt es einige Dämme am Lauf der Welse.

6. Das Schloss

Der Weg zum Schloss biegt nun wieder nach rechts ab und führt über eine Brücke auf das andere Ufer der Welse. Früher gab es eine Vielzahl an solchen Brücken im Park. Einige hundert Meter folgt der Weg dem Verlauf der Welse bis sich nach rechts unter großen Platanen hindurch der Blick auf eine weite Wiesenfläche öffnet. Links des Wegs erreichte die Kutsche ihr Ziel, ein Rondell mit dem Haupteingang zum Schloss.

Lithographie aus: Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser u. Residenzen der Ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie, Band 1, Berlin, Alexander Duncker 1857
Ruine von Schloss Görlsdorf
Ruine von Schloss Redern im Lenné-Park Görlsdorf, Foto: Parkverein

Heute findet sich hier die Ruine des Görlsdorfer Schlosses, das 1945 durch ein Feuer zerstört wurde.

Das Schloss wurde 1843 vom Architekten Eduard Knoblauch als klassizistischer Repräsentationsbau auf den Grundmauern des bestehenden Guts neu errichtet. Die vom selben Architekten erbaute russische Botschaft Unter den Linden in Berlin soll eine ähnliche Fassadengestaltung aufweisen. Das berühmteste Bauwerk von Knoblauch ist jedoch die Neue Synagoge in Berlin Mitte.

Nach dem Tod Friedrich Wilhelms von Redern wurde das Schloss im Jahr 1884 vom Architekten Schorrbach im Stil der Neorenaissance für seinen Erben Wilhelm Heinrich Sigismund Graf zu Redern umgestaltet und erweitert. 1911 wurde erneut ein Stockwerk aufgesetzt und die Fassade neobarock verändert.

Schloss Görlsdorf Ansicht Gartenseite auf einer Postkarte um 1930
Schloss Görlsdorf Ansicht Gartenseite auf einer Postkarte um 1930, Fotograf unbekannt, Stadtmuseum Angermünde

Von der opulenten Inneneinrichtung des Schlosses in den 1890er Jahren geben historische Aufnahmen des Fotografen Herrmann Rückwardt eine Ahnung. Entsprechend dem damaligen Zeitgeist waren die Räume in unterschiedlichen Stilen eingerichtet: von Louis XVI mit seinem verschnörkelten Prunk bis zum Salon im „arabischen“ Stil mit orientalischen Teppichen und Diwan. 

Für unseren Rundweg durch den Park lassen wir die Gäste ihre adligen Gastgeber begrüßen, einen Apéritif nehmen und ihre Zimmer im Obergeschoss beziehen, in das die Diener bereits das Gepäck aus der Kutsche gebracht haben. Bei schönem Wetter wird man sich anschließend durch den Wintergarten mit den exotischen Palmen in den Garten begeben haben, um dort den von Lenné am Flüsschen Welse aufgestauten Teich zu bewundern und zum kleinen Wasserfall, dem Welsabsturz, zu spazieren. Je nach Anlass des Besuchs und der Gäste gab es dann Spaziergänge durch den Park mit Konzerten und Picknicks oder Jagdausflüge in die umliegenden weiten Wälder. 

7. Sichtachse vom Schloss-Eingang

Parkseite des Schlosses ca. 1920, Foto Schwanebeck

Diese Vergnügungen der adligen Gesellschaft bieten sich den heutigen Gästen des Lenné-Parks nicht mehr. Die Ruhe und Schönheit der Parkanlage entschädigen 200 Jahre später aber die heutigen Besucher.

Auf dem Rundweg durch den Park schauen wir uns nun das Hinterland des Guts an.

Mit dem Schloss im Rücken bietet sich eine grandiose Sichtachse über eine große Wiesenfläche auf eine einzeln stehende uralte Kiefer, die nach den Plänen von Lenné zu diesem Zweck gepflanzt worden war. Viele der majestätischen Bäume im Park werden gezielt eingesetzt worden sein. Dabei wurden bei der Pflanzung teilweise zwei bis drei Bäume zusammengebunden oder „gebändert“, um möglichst schnell als großes stattliche Bäume den Park zu schmücken.

Sichtachse vom Eingang von Schloss Görlsdorf, Foto: Parkverein
Sichtachse vom Eingang von Schloss Görlsdorf, Foto: Parkverein

8. Schlossgarten

Auf der Rückseite des Schlosses befand sich der Garten mit einem Teich, zu dem das Flüsschen Welse aufgestaut war. Von der Gartentreppe aus schweifte der Blick über den Teich bis zu einem kleinen Wasserfall, dem Welseabsturz. Es gab mehrere Brücken, auf denen man die Welse überqueren konnte, um auf kleinen Wegen durch die Gartenanlage zu spazieren. Lenné hatte auf diesen Teil des Parks in seinem Entwurf großes Augenmerk gelegt. Das ganze Areal ist heute verwildert und die damalige Ansicht des Gartens nur noch schwer vorstellbar.

Ausschnitt aus: „Situationsplan von dem gräflich von Rednerischen Dorfe Görlsdorf“ Zeichnung von C Bischof, Garten eingezeichnet von PJ Lenné, 1826, Potsdam, SPSG Berlin-Brandenburg, Plankammer, Nr 3479

Folgt man nun dem Weg weiter an der Ruine des Schlosses vorbei, sieht man rechts des Wegs das Weiße Haus, ein russisches Holzhaus und dahinter den Marstall.

9. Marstall

Marstall, ca. 1920, Foto Schwanebeck

Der Marstall wurde Ende des 19. Jahrhunderts für die Reitpferde und Kutschen der Fürstenfamilie gebaut. die Größe der Anlage lässt erahnen, wie groß das Schloss und der Gutsbetrieb im 19. Jahrhunderts waren. Neben dem Wirtschaftsgebäude befand sich eine Reitbahn. Hier wurden die Reitpferde gehalten und trainiert, bis Ende des 19. Jahrhunderts das Gestüt oberhalb des Schlosses aufgebaut wurde und die Zucht von Vollblut-Rennpferden professionell aufgezogen wurden. Als auch die Kutschen und Gespanne mit der Motorisierung Anfang des 20. Jahrhunderts mehr und mehr Einzug hielt, wurden die Gebäude als Garage verwendet.

Der Marstall wurde in den folgenden Jahrzehnten immer wieder umgebaut und wartet heute auf seine Renovierung.

10. „Weißes Haus“

Im sog. „Weißen Haus“, lebten vier Familien von Angestellten des Guts. Hier lebte der Teil des Gutspersonals, das direkt im Schloss arbeitete und daher in unmittelbarer Nähe des Schlosses untergebracht war, u.a. Köche, Diener, Hauslehrer. Das im traditionellen Stil als Fachwerkgebäude errichtete Haus befindet sich heute in einem sehr baufälligen Zustand und wartet auf seine dringend notwendige Renovierung durch die neuen Besitzer.

„Weißes Haus“ ca. 1921, Ansichtskarte, Fotograf unbekannt, Archiv Parkverein

11. „Russisches Haus“

Gegenüber steht auf Privatgelände das sog. „Russische Haus“. Dieses 1915 errichtete schwarze Holzhaus wurde mit russischen Gestaltungselementen versehen. Hier lebte der englische Butler der Gräfin von Lynar-Redern namens William Prentice und später ein Förster.

„Schwarzes Haus“ als Kulisse während Dreharbeiten ca 1930er Jahre, Fotoalbum Familie Korbrie

In der DDR wurde das Häuschen als Dorfkindergarten genutzt.

12. Orangerie

Wintergarten im Schloss, Foto: Herrmann Rückwardt, 1899, Nachlass Oppler, Stadtarchiv Hannover

Weiter auf der Parkstraße in Richtung Dorf befand sich links die Orangerie, von der nur noch einige Grundmauern und Treppen zu sehen sind.

Mit dem Umbau des Schlosses im Renaissance-Stil (Architekt Schorrbach, ab 1884) wurde für den großen Wintergarten eine Orangerie notwendig, um die exotischen Zierpflanzen anzuziehen und zu überwintern. Es handelte sich um ein großes, langgestrecktes, zweistöckiges  Gebäude mit verglaster Fassade gegenüber dem Torhaus. Auf dem Foto (unten) ist die Rückansicht von der Welse aus zu sehen, hinter der Gebäude ist die Spitze des Wasserturms zu erkennen, der sich neben der Kirche befand.

Um das Schloss mit Blumen und  Gemüse für die Küche zu versorgen, gab es hinter der Kirche weitere Gewächshäuser der Gutsgärtnerei. Die Orangerie verfiel nach dem Krieg und wurde in den 1960er Jahren abgerissen.

Orangerie, ca. 1930er Jahre, Foto: Familienalbum Korbrie

13. Torwächterhaus

Tor zum Schlosspark, ca. 1920er Jahre, Ausschnitt, Foto: Potowski

Gegenüber der Orangerie steht heute noch das Torwächterhaus (Parkstraße 15). Das Torwächterhaus grenzt Park und Schloss zum Dorf hin ab. Heute ist das Dorf mit den Siedlerhäusern der Birnenallee nahe an den Park herangerückt.

Früher markierte das Torwächterhaus den Dienstboteneingang zum Ort Görlsdorf, in dem die Dienstboten und Angestellten der Schlossverwaltung und ab 1883 des Gestüts wohnten. Die Fürstenfamilie errichtete selbst eine Reihe der Häuser für ihre Angestellten, die heute noch im Ort stehen. Dabei wurde darauf geachtet, dass das Dorf einen gewissen Abstand zum Park und dem Schloss hielt. Hier lebten u.a. Gutsarbeiter, Förster, Gärtner, Gestütsleiter; im Jahr 1910 lebten und arbeiteten ca. 250 Menschen in Görlsdorf und für das Gut. Am Torwächterhaus markierte eine Mauer und ein hohes Tor diese Grenze. Hinter dem Tor biegt nach links der Weg nach Kerkow / Angermünde und zur Bushaltestelle „Am Wasserwerk Görlsdorf“ ab.

14. Gutskirche

Gutskirche Görlsdorf, Foto Parkverein 2020

Zwischen Dorf und Schlosspark befindet sich die Redernsche Kirche, die 1804 als Ersatz für die bestehende Gutskirche als klassizistische Saalkirche erbaut wurde. Nach dem Umbau des Schlosses 1843 durch Eduard Knoblauch wurde die Kirche 1854 mit einem großen Kirchturm, Glocken und einer Orgel erweitert. Im Untergeschoss befindet sich die Gruft der Fürstenfamilie von Redern.

Kirchenfenster Gutskirhe Görlsdorf, Foto: Parkverein

Die blauen Bleiglasfenster beleuchten das Innere der Kirche mit der für die Region typischen einfachen und noch im Original erhaltenen Möblierung und Bemalung. Die Kirche wurde 2003 aufwändig renoviert.

Vom Eingang der Kirche aus bot sich im 19. Jahrhundert ein weiter Blick über Wiesen und Felder – eine weitere der von Lenné für den Park vorgesehenen Sichtachsen. 

Im Dorf finden sich mehrere von der Gutsherrschaft für Dienstboten und Angestellte errichtete Gebäude. Sie wurden bis in die 1920-er Jahre im historistisierenden Fachwerkstil erbaut. In dieser Zeit hatte die Familie von Redern ihren Sitz in Berlin und ihre politischen Ambitionen aufgegeben und lebte dauerhaft auf Schloss Görlsdorf. 

15. Dorfkneipe und Gefängnis

Dorfgefängnis in Görlsdorf
Dorfgefängnis in Görlsdorf, Foto: Parkverein

Gegenüber der heute noch bewirtschafteten Dorfkneipe „Kroghus“ befindet sich ein kleines Gefängnis. Dort konnten, solange die Gutsherrschaft Recht sprechen konnte, vom Landgendarmen Personen über Nacht eingesperrt werden, die man für gefährlich oder störend hielt. In welchem Umfang das kleine Verlies für diesen Zweck genutzt wurde ist nicht mehr bekannt. Der Verein der Freunde des Lenné-Parks Görlsdorf hat hier eine kleine Ausstellung eingerichtet, die bei Führungen durch den Park gezeigt werden kann.

Dorfkneipe Kroghus und Konsum, ca. 1960er Jahre, Foto Potowski

Die Dorfkneipe „Zum Kroghus“ wird heute immer noch bewirtschaftet. Zur Halbzeit der Wanderung durch den Park bietet sich das Kroghus für eine kleine Pause an (Website mit Öffnungszeiten)!

Rechts neben der Dorfkneipe steht ein 1813 von der Gutsherrschaft errichtetes Lohnarbeiterhaus, das vermutlich seit 1871 als Schulgebäude benutzt wurde. In dem heute gelb gestrichenen Haus befand sich rechts das Klassenzimmer, links und später auch im 1. Obergeschoss die Lehrerwohnungen.

Viele der historischen Häuser in Görlsdorf und in der Umgebung wurden von der Familie von Redern für Gutsarbeiter gebaut. In den 1920er Jahren wurde zB das Haus am Orteingang (von Kerkow kommend) im historisierenden Fachwerkstil errichtet. Wie bei vielen dieser Häuser findet sich ein Wappen der Fürstenfamilie an der Fassade.

16. Gestüt

Gestüt Görlsdorf, Pferde und Verwaltungsgebäude, ca. 1930er Jahre, Fotograf unbekannt, Archiv Parkverein

Auf dem Rückweg aus dem Dorf biegt der Rundweg hinter der Schlossruine nach rechts ab. Eine Brücke überquert die Welse und führt bergauf zum Gestüt. Nach dem Tod von Friedrich Wilhelm Graf von Redern gründete sein Erbe und Neffe Wilhelm Heinrich Sigismund Innozenz von Redern 1883 das Gestüt für die Zucht von Englischen Vollblut-Rennpferden. Die Verwaltungsgebäude und großzügigen Stallungen ließ er im Englischen Stil als Backsteingebäude errichteten. Der Graf war als Diplomat in London, Madrid und St. Petersburg gewesen. Er galt als weltläufiger Gentleman mit einer großen Schwäche für Wetten und einen verschwenderischen Lebensstil.

Die sehr erfolgreiche Zucht von Rennpferden wurde in der DDR als Volkseigenes Vollblut Gestüt Görlsdorf weitergeführt. Nach der Wiedervereinigung wurde das Gestüt privatisiert. Bis heute werden auf dem Gestüt Görlsdorf erfolgreiche Englische Vollblutpferde gezüchtet. Das Gestüt kann zu besonderen Anlässen besichtigt werden, auf den Koppeln sieht man aber auch vom Park aus einige der Pferde.

Gestüt Görlsdorf ca 1930er Jahre, Foto: Album Familie Korbrie

17. Terrassenberg

Nach dem Gestüt führt der Rundweg entweder ohne weitere Unterbrechungen zurück zum Torwächterhaus als Ausgangspunkt oder mit einem kleinen Umweg über den „Kleinen Pavillon“. Der Weg zum „Kleinen Pavillon“ biegt auf halber Strecke nach rechts ab und führt durch den ehemaligen Tierpark. Geradlinig läuft er auf den sog. Terrassenberg zu, einen früher treppenförmig angelegten und mit Wiese bepflanzten Hang. An dessen oberen Ende steht eine Bank, von der aus man durch eine Buchenallee auf die große Wiese und die Welse mit dem Erlbruch blickt – eine weitere der Lennéschen Sichtachsen. Der Terrassenberg ist in den vielen Jahren seit der Anlage des Parks zunehmend verwildert und wartet auf eine Renovierung und Wiederherstellung.

18. Kleiner Pavillon

Blick über die Koppeln des Gestüts Görlsdorf vom Kleinen Pavillon
Blick über die Koppeln des Gestüts Görlsdorf vom Kleinen Pavillon, Foto: Parkverein

Wenn man dem kleinen Stichweg nach rechts bergauf folgt, gelangt man zu einem Aussichtspunkt mit dem „Kleinen Pavillon“. Von hier aus bietet sich ein weiter Blick über die großzügigen Koppeln des Gestüts; in der Ferne ist der Kirchturm von Kerkow zu erkennen. Den Weg zurück und sich nach rechts haltend gelangt man durch den ehemaligen Tierpark wieder zum Torwächterhaus und dem Parkplatz an der B189. In diesem Teil des Parks haben die Stürme im Jahr 2019 leider große Schäden am alten Baumbestand angerichtet.

In der Blütezeit von Park und Schloss vor ca. 200 Jahren gab es im Park weitere Wege und insbesondere auf den Hügeln verteilt kleine Gebäude unterschiedlicher Architektur ähnlich wie der Teepavillon an der Welse. Diese dienten der Fürstenfamilie und ihren Gästen zur Rast auf ihre Spaziergängen im Park, für Konzertaufführungen und Picknicks.

Förderverein für den Lenné-Park

Der Verein der Freunde des Lenné-Parks Görlsdorf arbeitet seit Jahren mit großem freiwilligen Engagement  daran, den Park zu erhalten und weitere Besonderheiten behutsam im Sinne Lennés und im Einklang mit dem besonderen Status als Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin wiederherzustellen.

Der Parkverein organisiert auf Anfrage für größere Gruppen auch Führungen durch den Park.  Sie können den Parkverein mit einer Spende oder einer Fördermitgliedschaft unterstützen oder Sie können Baumpate werden und einen Baum für den Lenné-Park spenden – kontaktieren Sie uns einfach.

Bitte achten Sie darauf, im Park keine Abfälle zu hinterlassen. Anders als zu Zeiten der Gutsherrschaft der von Rederns gibt es heute keine Dienstboten mehr, die die Abfälle entfernen und die vielen wilden Tiere im Park erlauben es leider nicht, dass Mülleimer aufgestellt werden können.